Leistungsfaktor-Vorregler

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Benutzung des Programms

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Verwendung

Die europäische Norm EN61000-3-2 definiert Grenzwerte für den Oberschwingungsgehalt des Netzstromes für Geräte, die für den Verkauf an die allgemeine Öffentlichkeit vorgesehen sind und die eine Wirkleistungsaufnahme von P>75W haben (Einschränkungen und Ausnahmen siehe EN61000-3-2). Einige Grenzwerte sind in nachfolgenden Tabelle wiedergegeben.

Oberschwingungs-
ordnung
n
Wirkleistungsaufnahme 75 bis 600W
Zulässiger Höchstwert des
Oberschwingungsstromes
je Watt (mA/W) / Maximum (A)
Wirkleistungsaufnahme > 600W
Zulässiger Höchstwert des
Oberschwingungsstromes
(A)
3 3,4 / 2,30 2,30
5 1,9 / 1,14 1,14
7 1,0 / 0,77 0,77
9 0,5 / 0,5 0,40
11 0,35 / 0,33 0,33


Für die Praxis bedeutet das, daß die einfache Netzgleichrichtung mittels Brückengleichrichter und nachfolgender Siebung in vielen Fällen nicht zulässig ist, weil der Netzstrom in diesem Fall pulsierend ist und einen hohen Oberschwingungsgehalt aufweist (siehe Abbildung 1).

Brückengleichrichter
Abbildung 1: Direkte Halbschwingungsgleichrichtung: Der Netzstrom hat einen hohen Oberschwingungsgehalt


Der Leistungsfaktor-Vorregler (englisch: Power Factor Preregulator) ist ein Schaltnetzteil, daß dem eigentlichen spannungsstabilisierenden Netzteil vorgeschaltet wird, um den Netzstrom näherungsweise sinusförmig aufzunehmen. Als Abkürzung ist auch PFC gebräuchlich, PFC steht für Power Factor Correction.

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Funktionsprinzip

Um den Netzstrom näherungsweise sinusförmig zu halten, benutzt man einen Aufwärtswandler (siehe Abbildung 2). Diesen nennt man dann Leistungsfaktor-Vorregler. Gegenüber dem Aufwärtswandler wird der Leistungsfaktor-Vorregler jedoch anders gesteuert: Zwar ist die Ausgangsspannung wie üblich höher als die höchste mögliche Eingangsspannung (dies sind im europäischen Netz 360V), der Transistor wird jedoch so gesteuert, daß der Netzstrom nahezu sinusförmig ist. Dies ist durch entsprechende Taktung des Transistors möglich. Mittels eines geeigneten Reglers wird der Strom in der Induktivität so geführt, daß er proportional zur Spannung |Ue| ist. Der Strom IL verläuft dabei infolge der Taktung sägezahnartig um den sinusförmigen Sollwert. Wie bei allen anderen Schaltnetzteilen kann der sägezahnförmige Anteil durch Vergrößerung der Drossel oder Erhöhung der Schaltfrequenz verkleinert werden. Allerdings darf der Drosselwert nicht soweit vergrößert werden, daß der Stromanstieg diL/dt dem sinusförmigen Sollwert nicht mehr folgen kann.
Die Ausgangsspannung des Leistungsfaktor-Vorreglers wird üblicherweise auf einen mittleren Wert von Ua=380VDC bei Ue=230VAC geregelt.

PFC
Abbildung 2: Aufwärtswandler als Leistungsfaktor-Vorregler



IL
Abbildung 3: Der Drosselstrom IL



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Ströme, Spannungen und Leistung

Der Drosselstrom sei sinusförmig pulsierend (der überlagerte Sägezahn werde vernachlässigt)und in Phase mit der Eingangsspannung |Ue|. Die Ausgangsspannung sei infolge eines sehr großen Kondensators C näherungsweise eine Gleichspannung. Die Ausgangsleistung sei für den betrachteten Zeitraum konstant. Abbildung 4 zeigt die am PFC entstehenden Spannungs-, Strom- und Leistungsverläufe.

Es gilt für die Ausgangsleistung Pa:

Pa = Ua ·Ia = konst.

und für die Eingangsleistung Pe(t):

Pe(t) = (1/2) ·Ûe ·Îe ·(1-cos2ωt)

Die Eingangsleistung besteht aus einem Gleichanteil

Pe= = (1/2) ·Ûe ·Îe

und einem Wechselanteil

Pe~ = (1/2) ·Ûe ·Îe ·cos2ωt

Der Gleichanteil ist gleich der Ausgangsleistung Pa:

Pe= = (1/2) ·Ûe ·Îe = Pa=Ua ·Ia

Der PFC ist hier vereinfachend als verlustlos angenommen. Ein Wirkungsgrad von 95% ist realistisch.

Mit diesem Wirkungsgrad ergibt sich die Eingangsleistung zu:

Pe_max (t) = (1/0,95) ·Pa ·(1-cos2ωt)

Der Effektivwert des Eingangsstromes ist am größten, wenn die Eingangsspannung ihren minimalen Wert hat, also bei Netzunterspannung:

Îe_max = 2 ·Pe_max /Ûe_min = (2/0,95) ·Pa/Ûe_min

Dieser Wert wird später zur Berechnung des maximalen Drosselstromes benötigt.

Ströme, Spannungen, Leistung
Abbildung 4: zeitlicher Verlauf der Ströme, Spannungen und Leistungen im Leistungsfaktor-Vorregler



Berechnung der Induktivität L:

Der PFC wird im kontinuierlichen (nicht lückenden) Betrieb gefahren. Die Stromwelligkeit infolge der Taktung (Sägezahn) wird mit ΔIL bezeichnet.

Die Stromwelligkeit beträgt (siehe auch Aufwärtswandler):

ΔIL = Ûe ·t1/L = Ûe ·T ·(1-Ûe/Ua)/L

Für L folgt daraus:

L = Ûe_min ·1/f ·(1-Ûe_min/Ua)/(ΔIL)

Üblicherweise wählt man:

ΔIL = 40% ·Îe_max = 0,4 ·2UaIa/Ûe_min = 0,4 ·2Pa/(Ue_min·√2)

Der maximale Drosselstrom beträgt dann:

IL_max = Îe_max+ 1/2 ·ΔIL = 1,2 ·(2/0,95) ·Pa/Ûe_min ≈ 1,8 ·Pa/Ue_min



Berechnung des Ausgangskondensators C:

Die Welligkeit der Ausgangsspannung Ua wird über eine Leistungsbilanz berechnet. Vereinfachend wird angenommen, daß der PFC verlustlos sei. Dann wird der Ausgangskondensator pulsierend mit der Eingangsleistung geladen und gleichmäßig mit der Ausgangsleistung entladen (siehe Abbildung 4).Die Ausgangsleistung ist gleich der mittleren Eingangsleistung. Der Wechselanteil der Eingangsleistung wird vom Kondensator aufgenommen und verursacht an ihm eine Spannungswelligkeit ΔUa. Es gilt: Pe~ = (Ûe ·Îe)/2 ·cos2ωt = Pa ·cos2ωt mit Pa=(Ûe ·Îe)/2 Durch Integration folgt ΔW (siehe Abbildung 4):

W)/2 = Pa ·Integral /0T/8 cos2ωt=Pa/2ω     mit   ω=2πfNetz

Daraus folgt:

ΔW=Pa / ω

Der Spannungshub, den die Energie ΔW verursacht,ist abhängig von der Ausgangsspannung. Aus WC=1/2 ·CU2 folgt:

ΔWC=Pa / ω = 1/2 ·C(Ua_max2-Ua_min2)= 1/2 ·C ((UaUa/2)2-(UaUa/2)2) = C ·Ua ·ΔUa

Daraus folgt für den Spannungshub ΔUa:

ΔUa = Pa / (ωC ·Ua)

bzw. für den Ausgangskondensator C:

C = Pa / (ω ·Ua ·ΔUa)

Üblicherweise wählt man ΔUa=5% von Ua=380V. Das ergibt eine Spannungswelligkeit von +/- 10V. Für 50/60Hz-Netze folgt daraus für den Ausgangskondensator: C = 0,5µF/W